Die Dunkelheit ist absolut, der Geruch von nasser Erde und verrottendem Laub liegt schwer in deinen Nasen, als du dich aus dem kalten, feuchten Boden erhebst. Der erste Atemzug fühlt sich fremd an, ein Schauder fährt durch dich hindurch, während du versuchst, dich zu orientieren. Die Luft ist von Tod durchdrungen, und doch fühlst du dich lebendiger als je zuvor – auch wenn es nicht mehr das Leben ist, an das du dich erinnerst.
Du bist nicht länger menschlich. Das ist unbestreitbar. Die Welt um dich herum wirkt gedämpft, doch Geräusche sind schärfer, eindringlicher. Ein entferntes Heulen durchbricht die Stille, die Stimme von etwas Wildem in der Ferne. Der Mond, geschwollen und schwer, hängt tief am Himmel und taucht die Lichtung in blasses Licht. Es ist Mitternacht.
Der Wald um dich herum ist dicht, die knorrigen Äste der Bäume recken sich wie skelettierte Hände zum Himmel. Schatten ziehen sich unnatürlich in die Länge, das Land scheint in einer Sprache zu flüstern, die du nicht ganz verstehst. Du spürst das Ziehen – den Hunger, der tief in dir erwacht, an deinem Inneren nagt und dich vorwärts treibt.
Vor dir, knapp hinter der Baumgrenze, siehst du das schwache Flackern von Lichtern. Die Stadt. Eine kleine, abgeschiedene Siedlung, eingeklemmt im Tal darunter, festgehalten in einer längst vergangenen Zeit. Die Kopfsteinpflasterstraßen sind feucht und glatt, winden sich zwischen schiefen Häusern hindurch, die sich zu nah aneinander lehnen, ihre Holzgerüste ächzen unter dem Gewicht der Jahre.
Die Luft ist schwer vom Geruch von Herdfeuerrauch und einem scharfen metallischen Hauch. Die Straßen sind stiller, als du erwartet hättest; gelegentlich hallen Geräusche von Bewegung durch die Gassen, doch alles bleibt still unter der drückenden Last des mondbeschienenen Himmels. Ein leises Summen von Leben – schwach, zerbrechlich – dringt aus dem Wirtshaus an der Ecke, dem einzigen Ort, der heute Nacht noch so etwas wie Wärme oder Aktivität auszustrahlen scheint. Aber dort gehörst du nicht hin.
Du blickst auf deine Hände hinab, und der Instinkt schießt in dir hoch. Du musst dich nähren. Leise Rufe der Lebenden flüstern aus den verdunkelten Ecken, der Puls warmen Blutes nur eine Armlänge entfernt, und dein Körper reagiert.
Mit langsamen, raubtierhaften Schritten bewegst du dich auf das Herz der Stadt zu, die Jagd lockt dich. Du könntest durch die Schatten gleiten, die Straßen nach einem ahnungslosen Opfer absuchen. Oder vielleicht bieten die Gassen mehr Gelegenheiten – weniger offen, besser verborgen. Ein leises Rascheln in der Ferne erreicht dein Ohr. Eine Gestalt bewegt sich – ein alter Mann, gebeugt, seine Schritte langsam, bedacht. Man würde ihn nicht vermissen, nicht hier.
Die Stadt ist wie du, gefangen zwischen den Welten – der nachhallenden Wärme der Menschlichkeit und dem kalten Griff der Nacht. Und du bist hungrig...
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